Positive Gesundheit ist ein Gesundheitsmodell, das eine umfassende Sicht auf Gesundheit ermöglicht. Entwickelt wurde dieser transformative Ansatz von Dr. Machteld Huber in den Niederlanden.

PHI WHAT IS PH 1Entgegen der weit verbreiteten Sicht von Gesundheit als der „Abwesenheit von Krankheit“ versteht es Gesundheit als die Fähigkeit mit sozialen, körperlichen und emotionalen Herausforderungen umzugehen und selbstbestimmt mit ihnen zu leben. Im Mittelpunkt bei der Positiven Gesundheit steht das, was für die einzelne Person selbst wirklich wichtig ist.

Auf individueller Ebene befähigt das Modell Menschen dazu, selbst die Regie über ihr Wohlbefinden zu übernehmen und ein erfülltes Leben zu führen. Auf systemischer Ebene hat Positive Gesundheit das Potential, einen nachhaltigen Wandel von einem krankheitszentrierten hin zu einem gesundheitsorientierten Gesundheitssystem anzuregen.

 

Das bietet Positive Gesundheit:

  • Ein einzigartiges und einfaches Gesprächstool
  • Menschen werden dazu angeregt, über ihre eigene Gesundheit nachzudenken
  • Im sogenannten „Anderen Gespräch“ sprechen Menschen über das, was sie wirklich ausmacht, was ihnen wichtig ist.
  • Das Andere Gespräch unterstützt darin, Schritte zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu entwickeln, die die/der Einzelne wirklich unternehmen will und kann.

 

All das ist Positive Gesundheit… 

Ein neues Verständnis von Gesundheit

Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Lange Zeit wurde Gesundheit in erster Linie als Freisein von Krankheit definiert. Positive Gesundheit nimmt eine breitere Perspektive ein. Es geht hier nicht um Gesundheit als feststehender Zustand oder ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Es geht um die Resilienz von Menschen. Das bedeutet, sich an das anzupassen und damit umzugehen, was das Leben einem beschert. Dieser flexiblere Ansatz wird Menschen und dem, was ihnen am Herzen liegt, mehr gerecht.

Gesundheitsverstandnis
PHi Spinnennetz

2. Ein Instrument, das zur Reflexion anregt

Bei Positive Gesundheit wird Gesundheit in sechs Dimensionen betrachtet. Diese Dimensionen haben sich aus der Erforschung dessen ergeben, was Menschen selbst als Gesundheit empfinden.

Mit Hilfe des Spinnennetzdiagramms erhalten Menschen eine Übersicht über Ihre  eigene Gesundheit. Wenn Menschen das Spinnennetz mit den sechs Dimensionen ausfüllen, wird ihnen bewusst, dass zur Gesundheit nicht nur die körperlichen Funktionen und das seelische Wohlbefinden zählen, sondern beispielsweise auch die Bewältigung des Alltags, die Teilhabe am sozialen Leben und Sinngebung.  Das Gesprächsinstrument von Positive Gesundheit kann dann als Einstieg für einen Dialog über Gesundheit und Wohlbefinden genutzt werden.

Zuerst blickt man, wie aus der Vogelperspektive auf die Gesundheit und verschafft sich ein umfassendes Bild. Dann zoomt man in einzelne Aspekte hinein, um zu besprechen, was im Leben der Betreffenden wirklich wichtig ist.

 

3. Triebkraft des Wandels

Die mehr als zehnjährige Erfahrung mit Positiver Gesundheit in den Niederlanden zeigt, dass sich der Ansatz gut in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext einbettet und eine treibende Kraft für einen nachhaltigen Wandel sein kann. Die ganzheitliche Perspektive auf Gesundheit und das Einbeziehen des Individuums helfen, die Bedürfnisse des Anderen wirklich anzuerkennen. So kann eine personalisierte Gesundheitsversorgung geschaffen werden.

Das erfordert ein Umdenken von Fachleuten: Aussteigen aus dem „Reparaturreflex“ d.h. sich um Menschen zu kümmern und ihnen Problemlösungen zu bieten. Stattdessen sorgt man dafür, dass Menschen das finden, was ihnen wichtig ist. Und dann unterstützt und befähigt man sie, selbst Schritte zu unternehmen, die ihnen möglich sind. Es geht um nichts weniger als die (Re-)Humanisierung der Gesundheitsversorgung. Dies ist ein wirklicher Systemwechsel vom krankheitsorientierten Fokus hin zu einer gesundheitsorientierten Versorgung.

4. Gemeinsamer Bezugsrahmen

Immer mehr Fachleute und Organisationen international nehmen das Konzept Positive Gesundheit an und arbeiten damit gemeinsam in verschiedenen Zusammenschlüssen. Bisher mag die Sprache, z.B. von politischen Entscheidungsträger:innen im öffentlichen Gesundheitswesen, Fachleuten der Sozialarbeit und des Gesundheitssystems unterschiedlich sein, trotz des einen gemeinsamen Schwerpunkts „Gesundheit“. Durch die umfassende Sicht auf Gesundheit mit den sechs Dimensionen entsteht eine gemeinsame Denkweise und Zusammenhalt. Besonders in lokalen oder regionalen Gemeinschaften fördert Positive Gesundheit dieses gemeinsame Denken und Handeln, hin zu mehr Resilienz und Handlungsfähigkeit.

5. Eine Bewegung

Positive Gesundheit bedeutet auch Mentalitätswandel. Es ist eine Bewegung, die Gesundheits­förderung wirklich in den Mittelpunkt stellt. Dies erfordert eine andere Art im Denken, im Handeln, im Organisieren und Finanzieren.

Die bisherigen internationalen Erfahrungen zeigen, dass die umfassende Sicht der Positiven Gesundheit und die Art, wie das Gesprächstools (des Spinnen­netzes) benutzt wird, sehr universell sind. Je nach länder- und kulturspezifischen Besonderheiten bedarf es vielleicht Unterschiedliches, um die Bewegung im jeweiligen Land voranzubringen. Häufig beginnt eine Bewegung mit Botschafter:innen, z.B. lokalen Stakeholdern, die an das Konzept glauben. Sobald eine gemeinsame Vision entstanden ist, werden sich mit diesem gemeinsamen Ziel, der gemeinsamen Aufgabe, Menschen und Kräfte zusammenschließen und die Dinge kommen ins Rollen.

Positive Gesundheit Eine Bewegung

In den Niederlanden bewirkten verschiedene Faktoren die immer stärkere Verankerung von „Positieve Gezondheid“ im Land:

  1. Gemeinsames, aufrichtiges Augenmerk auf mehr Gesundheit und Wohlbefinden

  2. Der Wunsch von Professionellen, wie Patient:innen nach mehr Raum für berufliche und persönliche Eigenständigkeit und Eigenverantwortung

  3. Die Sinnhaftigkeit einer umfassenden Sicht auf Gesundheit

  4. Der Fokus auf Prävention